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Fenster
- ein schutzbedürftiges Bauteil
Der technische Stand im
Fensterbau ist heute so hoch wie nie zuvor. Die Entwicklung war während der
letzten 30 Jahre rasant. Die Schweiz steht weltweit mit an der Spitze. Dies
bedeutet aber nicht, dass ein
Fenster nach dem Einbau sich selbst überlassen werden darf. Eine vorzeitige
Alterung und grosse Sanierungskosten können die Folge sein. Ein gewisses Risiko
ergibt sich auch aus modernen Tendenzen der Architektur.
Das Fenster wird heute teilweise nach formalen und
weniger funktionalen Gesichtspunkten eingesetzt. Runde Fenster, dreieckige
Fenster usw. sind in Mode gekommen. Aus der Mode ist hingegen der
Witterungsschutz von Fenstern durch bauliche Massnahmen, wie beispielsweise Vordächer.
Vielfältige
Anforderungen.
Die Anforderungen an ein Fenster sind vielfältig. Es muss gegen Wind
und Regen dicht sein. Es muss das Eindringen von Lärm und das Abfliessen von Wärme
behindern. Im Winter soll es Sonnenenergie in das Gebäude durchlassen, im
Sommer soll es jedoch vor übermässiger Aufheizung der Räume durch die Sonne
schützen. Es muss durchsichtig sein, und man muss es öffnen und schliessen können.
Im geschlossenen Zustand muss es auch bei Windstille ein Mindestmass an
Frischluft ins Gebäude lassen, ohne dass deswegen bei Wind die Vorhänge in
Bewegung geraten und unerwünschte Heizungsverluste auftreten.
Ein
Blick in die Vergangenheit.
Die Planung und Ausführung von funktionstüchtigen Fenstern war stets eine
Herausforderung für Architekten und Handwerker. Vor allem an der Wetterseite
eines Gebäudes war es schwierig, schlagregendichte Fenster zu realisieren. Zu
einer Zeit, als Fenster noch nicht mit Dichtungsprofilen („Gummidichtungen“)
gebaut wurden, bestand die Lösung im folgenden Vorgehen: Man konstruierte die
Fenster so dicht wie möglich und reduzierte durch bauliche Massnahmen, etwa
durch Vordächer, die Schlagregenbeanspruchungen, vgl. Bild 1.
Wetterschutz
gliederte die Fenster.
Interessanterweise
wurde dieser konstruktive Wetterschutz in der Vergangenheit normalerweise nicht
wie in Bild 1 als notwendiges Übel angesehen, sondern im positiven Sinne für
die Fassadengestaltung eingesetzt. Bild 2 zeigt ein Luzerner Bauernhaus. An der
wetterexponierten Giebelfassade wurde über jeder Fensterreihe ein Vordach
angeordnet, und es steht ausser Zweifel, dass diese Vordächer ein wesentliches
Gestaltungselement der Fassade sind. Sie gliedern die Fassadenfläche und
beleben sie durch Materialwechsel und das Spiel von Licht und Schatten. Und noch
etwas: Die Vordächer spenden im Sommer bei hohem Sonnenstand Schatten und
lassen im Winter die tiefstehende Sonne in das Gebäude.
Die Vordächer sind allerdings nicht der einzige Wetterschutz für die Fenster
dieses Bauernhauses. Schützende Elemente sind zusätzlich die Klappläden und
die Vorfenster, und alle Elemente wirken in einer Harmonie von Funktion und
Gestaltung zusammen. Ohne jeden Zweifel handelt es sich hier um Baukunst in höchster
Vollendung.
Kunstvolle
Vordächer.
Verlassen
wir den Bauernhof und werfen wir einen Blick in die Stadt. Bild 3 zeigt Fenster
an der Westfassade eines etwa 100-jährigen Wohnhauses in Zürich. Die Fenster
sind durch Vordächer geschützt, die entsprechend dem Wohlstand des Bürgertums
künstlerisch gestaltet wurden. Es ist deutlich erkennbar, dass der Künstler
die Schutzwirkung des Vordachs gewährleisten musste. Die Fenster sind ausserdem
im Schutz der Gewände tief zurückversetzt. In den Gewänden sind die Fälze für
den Einbau der Vorfenster erkennbar. Anstelle der Klappläden sind
bedienungsfreundlichere Rolläden eingebaut, die im unteren Teil ausstellbar
sind, so dass im Sommer Beschattung bei gleichzeitiger Belüftung möglich ist.
Sprung
in die Gegenwart
Mit
den Bildern 4 und 5 machen wir einen Sprung in die Gegenwart. Die Architekten
sind in eine schwierige Situation gekommen. Im Vertrauen auf
die hohe Qualität unserer modernen Fenster glauben sie auf einen baulichen
Witterungsschutz verzichten zu können. Die Folge ist, dass die Schutzelemente
für die Fassadengestaltung nicht mehr zur Verfügung
stehen. Mit ein paar rechteckigen Fenstern in einer ebenen Fassadenfläche ist
es aber nun einmal schwierig, eine gefällige
Fassadengestaltung zu realisieren. Die gegenwärtige Problemlösung scheint in
einer möglichst ausgefallenen Formgebung der Fenster zu liegen. Das es
schwierig ist, beispielsweise an einem runden Fenster eine Fensterbank
anzubringen, ist anscheinend Nebensache. Schliesslich offeriert die Bauchemie
wertvolle Produkte für wasserdichte Imprägnierungen. Dass deren Wirkung nach
ein paar Jahren verloren geht, ist ein Problem, mit dem sich der Hauseigentümer
herumschlagen soll.
Ungenügender
Wetterschutz rächt sich.
Die Folgen eines ungenügenden
Wetterschutzes werden am Beispiel des in Bild 6 gezeigten Gebäudes deutlich.
Das Bild zei
gt
einen Ausschnitt aus der Westfassade eines 1978 erstellten Gebäudes. Die
Aussenwand besteht wechselweise aus Sichtbeton und Sichtbacksteinen. Die Fenster
sind als Holz-Aluminium-Fenster ausgebildet. Das
schützende
Vordach wurde auf eine Kupferblechabdeckung der Mauerkronen minimalisiert.
Abgesehen von zwei Horizontalrissen im Sichtmauerwerk, sind keine
Schadenhinweise erkennbar. Dieser Eindruck ist jedoch ein Trugschluss. Bild 7
zeigt das Fenster aus Bild 6 von innen. Die Aufnahme stammt aus dem Jahre 1991.
Das Fenster wurde im 1992 im jungen Alter von 14 Jahren herausgerissen und durch
ein neues Fenster ersetzt.
Der Schaden war auf das Zusammenwirken mehrerer Ursachen zurückzuführen. Dazu
gehörte auch, dass horizontale und vertikale Kittfugen undicht wurden. Bild 8
zeigt dies am Beispiel einer vertikalen Anschlussfuge des Fensterrahmens an das
Sichtmauerwerk.
„Schwarzer
Peter“ beim Hauseigentümer
Kittfugen
sind aus dem heutigen Bauwesen nicht mehr wegzudenken. Es ist unbestritten, dass
sie in vielen Fällen gute Lösungen ermöglicht haben. Leider werden sie aber
auch dort eingesetzt, wo andere Möglichkeiten der Abdichtung bestehen würden.
Der Hauseigentümer sollte in dieser Beziehung kritisch sein, denn im Endeffekt
wird ihm der „Schwarze Peter“ zugeschoben.
Pointiert ausgedrückt, vereinfacht die Kittfuge die Planung, was für den
Architekten wichtig ist. Sie hält normalerweise mindestens während der 5-jährigen
Garantiezeit, was für den Unternehmer wichtig ist, und sie wird irgendwann nach
5 bis 20 Jahren undicht, was dem Eigentümer Probleme machen kann.
Kontrolle
und Wartung lohnen sich.
Die Kontrolle und rechtzeitige Instandsetzung von Kittfugen im Fensterbereich
ist deshalb im Interesse des Eigentümers eine wichtige Massnahme zur Vermeidung
von irreparablen Schäden. Fenster sind in dieser Hinsicht mit Autos
vergleichbar, denen zur Vermeidung grösserer Schäden ein regelmässiger
Service ebenfalls nützlich ist. Viele Fensterbauer sind übrigens bereit, an
eingebauten Fenstern in festgelegten Intervallen die notwendigen Kontrollen und
Wartungsarbeiten auszuführen. Die Technische Kommission der VSSM-Fachgruppe für
Fenster- und Fassadenbau (Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten,
Zürich) hat beispielsweise einen Wartungsvertrag für Fenster erarbeitet, der
folgende Positionen enthalten:
Kontrolle
von:
-
Falz-
und Verglasungsdichtungen
-
Eckverbindungen
an Rahmen und Flügeln
-
Farbanstrich,
Einbrennlackierung. Eloxierung oder anderen Oberflächenbehandlungen
-
Glasversiegelungen
und- Verkittung
-
Anschlussfugen
vom Fenster zum Bauwerk
-
anderen
Fassadenteilen (Verkittungen, Versiegelungen, Dichtungsbänder,
Befestigungsteile)
Wartung:
-
Gangbarmachen
der Fenster
-
neu Einstellen und Fetten der Bandbeschläge
-
neu
einstellen und Fetten der Verschluss- und Spezialbeschläge
Wer die notwendigen Kenntnisse
besitzt, kann diese Kontrolle als Hauseigentümer natürlich auch selbst ausführen.
Sanierungsarbeiten sollten jedoch unbedingt dem Fachmann übertragen werden,
denn
unfachmännische Ausbesserungsversuche können im Endeffekt mehr schaden als
nützen.
Einige Hinweise zu wichtigen Kontrollen können den Bilden 9 bis 15 entnommen
werden.
Farbanstrich.
Falls der äussere Farbanstrich eines Holzfensters wie in Bild 9 aussieht, kann
der Eigentümer von Glück reden, wenn eine Sanierung noch möglich ist. So weit
darf es bei regelmässigen Kontrollen gar nicht kommen. Bei Fenstern mit
Doppelverglasung sind mangelhafte Aussenanstriche oder Kittfasen häufig die
Ursache für Kondenswasser zwischen den Scheiben. Regenwasser durchfeuchtet den
äusseren Fensterflügel. Beim Austrocknen gelangt Feuchtigkeit in Dampfform in
den Scheibenzwischenraum und kondensiert auf der Innenseite der äusseren
Scheibe.
Glasfalz-Dichtung.
Wesentlich harmloser scheint die Situation im Bild 10 zu sein. Bei einem
Holz-Aluminium-F
enster ist zwischen der äusseren Scheibe und der
Glasfalzdichtung ein feiner Haarriss entstanden. Eine Rasierklinge kann in diesen Riss eingeschoben
werden. Bild 11 zeigt, dass der optische Eindruck täuscht. Bei Schlagregen
tritt im Innern Wasser aus dem Glasfalz (es wurde zur Verdeutlichung bräunlich
eingefärbt). Das Flügelholz ist unter dem Farbanstrich nass. Das Messgerät
zeigt eine Holzfeuchtigkeit von 26 % an. Durch die Feuchtigkeit ist das Holz
aufgequollen, und die Eckverbindung ist gefährdet. In der linken unteren Ecke
ist bereits ein Versatz zwischen dem horizontalen und dem vertikalen Flügelholz
erkennbar.
Die untere
Fensterecke.
Bild
12 zeigt eine weitere Stelle, deren Kontrolle ein absolutes muss bedeutet. Der
seitliche Anschluss von äusserer Fensterbank, Rahmenwetterschenkel und
Wassersammelrinne ist bei vielen Fenstern der schwächste Punkt und die Ursache
ungezählter Schäden. Bei diesen Anschlüssen wird normalerweise mit Kitt
gearbeitet, und weder bei der Neuerstellung noch bei den Unterhalsarbeiten
sollte am Material gespart werden. Billige Kitte mit geringer Lebensdauer sind
an diesen Stellen absolut unangebracht.
Pfusch
kommt ans Tageslicht.
Pfusch ist im Spiel, wenn sich die
Wassersammelrinne in der Ecke ablöst,
wie
in Bild 13, und wenn an der Ablösestelle das rohe, unbehandelte Holz sichtbar
wird. Ein solches Fenster dürfte, wenn es stark schlagregenbeansprucht wird, fünf
Jahre Lebensdauer kaum erreichen. Nach den Regeln der Baukunde dürfen
Wetterschenkel und Wassersammelrinne nur auf Holz montiert
werden, das mit einer Grundierung und einem Zwischenanstrich versehen ist. Auch
der Glasfalz muss vor dem Einsetzen der Scheibe mit diesen beiden Anstrichen
versehen sein.
Flügelfalz-Dichtung
In die regelmässigen Kontrollen sollen auch die Dichtungsprofile im Falz
zwischen Flügel und Rahmen einbezogen werden. Wenn die Profile in den
Rahmenecken nicht verschweisst wurden, besteht die Gefahr, dass sie sich verkürzen,
so dass in der Ecke eine Öffnung entsteht, durch welche Schlagregen eindringen
kann, vgl. Bild 14. Auch das stichprobenweise Herausnehmen einer Profildichtung
kann informativ sein, vgl. Bild 15. In diesem Fall war zwar die Eckverbindung in
Ordnung, aber die Dichtung wurde von Schlagregen unterwandert, wie an den
Ablagerungen deutlich zu erkennen ist.
Zusammenfassung
Die Fenster sind zwar besser als früher, aber sie werden auch stärker
beansprucht. Obwohl im Rahmen dieses Artikels nicht alle Aspekte der Kontrolle
und Wartung durchleuchtet werden konnten, so wurde doch deutlich, dass das
wartungsfreie Fenster noch nicht erfunden wurde. Besonders kritisch ist der
untere Fensterbereich. Auch Kunststoffe unterliegen deinem Alterungsprozess,
deshalb ist die Kontrolle der Dichtungen des Glasfalzes, des Flügelfalzes und
der Anschlussfugen des Fensters zum Bauwerk von besonderer Bedeutung.
Gasser
Immobilien, Neuenegg - Bern, Tel. 031 742 01 01 (oder 02)