Gasser
Immobilien
Feuchteschäden
in Wohnungen!
Wer ist schuld?
Sechs
typische Fälle, bei denen normalerweise ein Verschulden der Bewohner vorliegt:
Schadentyp
Nr. 1
Möbel
an Aussenwänden |
Durch
die Aussenwände unserer Wohnungen fliesst im Winter Wärme von innen nach
aussen. Die Heizung erwärmt die Raumluft in der Wohnung, die Raumluft erwärmt
die innere Wandoberfläche, und von dort fliesst die Wärme durch die Wand in
die kalte Winterluft. Wenn
vor die Aussenwand ein Möbel gestellt wird, muss die Wärme zuerst durch das Möbel
hindurch, bis es die Wandoberfläche erwärmen kann. Das Möbel leistet der Wärme
dabei einen Widerstand, der bewirkt, dass mit Möbel weniger Wärme an die
Wandoberfläche gelangt als ohne Möbel.
Die
Aussenwandoberfläche ist deshalb hinter dem Möbel kälter. Nach den
Erfahrungswerten der EMPA kann die Abkühlung 2 bis 6°C ausmachen. Deshalb kann
sich hinter einem Möbel Kondenswasser niederschlagen und zu Feuchteschäden an
der Wand und am Möbel selbst führen.Bild
1 zeigt dies am Beispiel eines Schlafzimmers, dessen Aussenwand mit Möbeln
verstellt war.
Grundsätzlich
ist das Risiko für Feuchteschäden hinter Möbeln bei Altbauten erheblich.
Typische
Altbauten haben eine Wärmedämmung entsprechend einem k-Wert von ca. 1
W/m2K. Bei Neubauten, mit einem typischen k-Wert von ca. 0,5 W/m2K ist das
Risiko geringer, vor allem wenn der erste Winter schadenfrei „überstanden“
ist. Im ersten Winter ist, bedingt durch normalerweise noch vorhandene
Baufeuchtigkeit, auch bei Neubauten ein Risiko gegeben.
Besondere
Vorsicht ist geboten in Parterrewohnungen, weil dort die Aussenwände durch Wärmeabgabe
an die betonierten, kühlen Kellerwände ohnehin oft etwas unterkühlt sind.
Kuschelige Polstermöbel wie in Bild 2 halten die Wärme besonders gut von der
Aussenwand ab und sind deshalb gefährlich. Langzeitmessungen
ergaben, dass hinter der in Bild 2 gezeigten Polstergruppe die Wand bei einer
Innentemperatur von +20°C und einer Aussentemperatur von 0°C um 5,5°C kälter
war als neben der Polstergruppe, vgl. Bild 3. Zusammenfassend
zeigen die Erfahrungswerte der EMPA zum Problem Feuchteschäden hinter Möbeln
das folgende Bild: In ca. 50 % der Fälle lag die Ursache bei einem mangelhaften
Bewohnerverhalten, vorwiegend durch ungenügendes Lüften. In ca. 30 % der Fälle
fielen bauliche Mängel und mangelhaftes Bewohnerverhalten zusammen. In ca. 20 %
der Fälle lag die Ursache bei baulichen Mängeln, wie Durchfeuchtung der
Aussenwand durch Schlagregen, Regenablaufrohre u.ä., in unzulässigen lokalen Wärmebrücken
oder in zu hoher Baufeuchte beim Bezug der Wohnung.
Schadentyp
Nr. 2
Kondenswasser auf Fenstern
Fenster
sind normalerweise das mit Abstand kälteste Bauteil eines Gebäudes. Bild 4
zeigt eine
n Raum mit einem grossen Fenster in der linken Bildhälfte und einer
braun
gestrichenen
Aussenwand. Bild
5 zeigt denselben Raum, aufgenommen mit einer Infrarotkamera der EMPA im Winter
bei einer Aussentemperatur von -1°C.
Die Infrarotkamera fotografiert, vereinfacht ausgedrückt, die
Temperatur an der Oberfläche der Bauteile. Die Oberflächentemperaturen nehmen
im Bild 5 von rosa über rot, orange, gelb, grün, hellblau zu dunkelblau ab.
Die Decke und die braune Aussenwand sind in Bild 5 rosarot und mit ca. 20°C am
wärmsten (die Temperaturen
der Messpunkte a bis i sind in der rechten Bildhälfte in Grad Celsius
angegeben). Die Ränder der Isolierglasscheiben sind dunkelblau und mit rund 12°C
am kältesten. Die Scheibenfläche ist bei ca. 16° bis
17°C meist grünlich.
Fenster
können, weil sie allgemein so kalte Oberflächen haben, im Winter als
Hilfsmittel für die Beurteilung des Lüftens der Bewohner benützt werden. Wenn
die Fensterseiten raumseitig ganzflächig mit Kondenswasser beschlagen sind,
dann ist die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung
in der Regel um mindestens 10 % relative Feuchte über dem zulässigen Höchstwert,
vgl. Bild 6.
Bei
Fenstern mit Doppelverglasung tritt bei richtigem Lüften überhaupt kein Oberflächenkondensat
an der Innenscheibe auf. Bei Isolierglasscheiben ist ein ca. 10 mm breiter
Kondenswasserstreifen am unteren Scheibenrand und
seitlich bis ungefähr auf
halbe Fensterhöhe zeitweise zulässig und gleichzeitig ein Hinweis, dass sofort
gelüftet werden muss, damit dieses Kondenswasser wieder verschwindet.
In Wohn- und Schlafzimmern kann die Begutachtung der Fenster in
vielen Fällen eine Aussage über das Lüftungsverhalten der Bewohner machen.
Wenn, wie in Bild 7, der Fensterkitt am unteren Scheibenrand von Schimmelpilzen
bewachsen ist und auf dem unteren Rahmen
Spuren von Wasserabläufen sichtbar sind, dann ist dies in ca. 90 % der Fälle
ein Hinweis auf eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, d.h. normalerweise auf ungenügendes
Lüften.
Schadentyp
Nr. 3
Schimmelpilze
in Fensterfälzen
Die
meisten Fenster sind zum Öffnen konstruiert. Deshalb gibt es zwischen dem
Fensterflügel und dem Fensterrahmen eine Fuge. Diese Fuge, die auch mit
Fensterfalz bezeichnet wird, ist nie ganz luftdicht. Sie ist ausserdem im Winter
kalt, so dass dort Luft aus der Wohnung kondensieren kann und Schimmelpilze
wachsen können, vgl. Bild 8.Schimmelpilze
in Fensterfälzen sind in der Regel ein deutlicher Hinweis auf ungenügendes Lüften
der betroffenen Räume. Nach den Erfahrungen der EMPA ist dies in rund 80 % der
Fälle zutreffend. Bei den übrigen 20 % stehen bauliche Mängel im Vordergrund,
wie mangelhafter Unterhalt der Fenster und mangelhafte Falzdichtungen.
Schadentyp
Nr. 4
Das
Badezimmer
Das
Badezimmer ist normalerweise der feuchteste Raum einer Wohnung. Wohl jeder kennt
das Phänomen, dass nach dem Duschen der Badezimmerspiegel mit Kondenswasser
beschlagen ist. Es ist aber keineswegs so, dass der Spiegel den Dampf anziehen würde.
Im Prinzip ist auf allen Wand- und Deckenflächen des Badezimmers die gleiche
Wasserschicht, nur ist das Wasser dort weniger gut erkennbar. Ein
Unterschied besteht jedoch zum Spiegel. der Spiegel besteht aus Glas und kann
kein Wasser aufsaugen. Wände und Decken nehmen jedoch, sofern sie verputzt und
gestrichen sind, mehr oder weniger viel Wasser ins Material auf. Dort trocknet
es viel langsamer, als dies auf der Spiegeloberfläche der Fall ist. Das
bedeutet, wenn ein Badezimmer oft benützt wird, dass die feuchten Wandoberflächen
praktisch gar nicht mehr völlig austrocknen und einen idealen Untergrund für
Schimmelpilzkulturen bilden. Es kommt hinzu, dass viele Schimmelpilze gar kein
flüssiges Wasser zum Wachstum benötigen, sondern bereits bei 80 bis 90 %
relativer Luftfeuchtigkeit gedeihen.
In
Badezimmern wachsen Schimmelpilze deshalb nicht nur auf kalten Oberflächen,
sondern allgemein dort, wo sich Feuchtigkeit längere Zeit halten kann,
beispielsweise hinter feuchten Tüchern, in Fugen von Wandplatten, auf Duschvorhängen,
auf Kittfugen usw.
Bild
9 zeigt ein typisches Beispiel. Hier entstanden Schimmelpilze nicht nur auf der
Aussenwand, sondern auch an der warmen Decke und der warmen Seitenwand.
Temperaturmessungen ergaben ausserdem, dass die Wärmedämmung der Aussenwand
gut war und über den Anforderungen der Baunormen lag. Die starke
Schimmelpilzbildung hatte also mit baulichen Mängeln an der Wärmedämmung
nichts zu tun. Hingegen lag eindeutig ein (gleichsam verständliches)
Fehlverhalten der Bewohner vor.
Das
Badezimmer gehörte zu einer Parterrewohnung. Unmittelbar vor dem
Badezimmerfenster führte ein Fussgängerweg vorbei. Die Bewohner benutzten
deshalb
den Duschvorhang als Sichtschutz und hielten ihn praktisch immer
zugezogen. Dadurch wirkte der Vorhang jedoch als Klimabarriere. Er reduzierte
die Luftzirkulation, und hinter dem Vorhang bildete sich ein kühles, feuchtes
Klima. Die verputzten Wand- und Deckenflächen konnten in den Zeiträumen
zwischen der Badbenützung nicht mehr genügend abtrocknen, und die
Schimmelpilze konnten wachsen. Man sieht in Bild 9 übrigens sehr schön, wie
das Pilzwachstum durch die Ebene des Duschvorhangs scharf begrenzt wird.
Bild
10 zeigt einen für Badezimmer typische Pilzbefall, wie er bei ungenügendem Lüften
auftritt. Die Pilze entstanden zwar an den wärmetechnischen Schwachstellen,
diese waren aber nach den Normen genügend gut isoliert. Hingegen wurde die
Dusche sehr oft benutzt, ohne dass entsprechend gelüftet wurde.
Bild
11 zeigt die Folgen eines weiteren, häufigen Fehlverhaltens der Bewohner. In
diesem Badezimmer war das Fenster häufig in Kippstellung geöffnet. Die einströmende
kalte Luft kühlte die seitliche Wand örtlich ab. Auf den unterkühlten Flächen
bildete sich dann bei der Benutzung des Bades immer wieder Kondenswasser,
welches in den Verputz eindrang und diesen längerfristig durchfeuchtete, so
dass Schimmelpilze wachsen konnten.
Nach
den Erfahrungen der EMPA liegt die Ursache von Schimmelpilzen im Badezimmer in
rund 90 % der Fälle bei den Bewohnern. Es muss aber auch darauf hingewiesen
werden, dass bei häufigem Duschen die Grenzen des Lüftens erreicht werden können.
Hier kann es von Vorteil sein, wenn das Badezimmer nach dem Duschen ca. 10
Minuten gelüftet wird (jedoch mindestens so lang, bis die Spiegel klar sind)
und wenn anschliessend bei geschlossenem Fenster die Badezimmertüre geöffnet
wird. Dies setzt allerdings ein sorgfältiges Lüften der übrigen Wohnung
voraus. Auch kann es sinnvoll sein, verputzte Wandflächen mit einer eher
dichten Farbe zu streichen, um das Eindringen von Feuchtigkeit in den Verputz zu
reduzieren. In diesem Fall muss nach dem Duschen so lange gelüftet werden, bis
ein allfälliger Wasserfilm auf dem Anstrich abgetrocknet ist, notfalls ist, wie
bei den Wandplatten, das Abtrocknen mit einem Tuch angezeigt.
Schadentyp
Nr. 5
Die
Gebäudeecke
Räume,
die in den Ecken eines Gebäudes liegen, sind für Schimmelpilze besonders gefährdet.
Die Aussenwandecke stellt eine sogenannte geometrische Wärmebrücke
dar,
weil
die Fläche grösser ist als diejenige der warmen, inneren Wandoberfläche.
Dadurch ergibt sich ein Ungleichgewicht zwischen dem äusseren Wärmeabfluss und
dem inneren Wärmenachschub, so dass die Wand in der Raumecke kälter wird als
in der übrigen Fläche. Nach den Erfahrungen der EMPA beträgt die Differenz
bei Altbauten unter Winterbedingungen ca. 2 bis 4°C. Die oberste und unterste
Ecke der Raumkante kann noch kälter sein. Bild 12 zeigt die Aufnahme einer
Aussenwandecke mit einer Infrarotkamera. Der Temperaturabfall in der Raumkante
ist deutlich erkennbar. Bild 13 zeigt die gleiche Situation mit normaler Kamera
aufgenommen.
Aus
den zahlreichen Messungen, die von der EMPA in Wohnbauten durchgeführt wurden,
geht hervor, dass die Gebäudeecken den Mindestanforderungen der Normen
normalerweise genügen. Deshalb sind in rund 90 % der Fälle Schimmelpilze in
der vertikalen Raumkante einer Aussenecke ein Hinweis auf mangelhaftes
Bewohnerverhalten. Meist liegt ungenügendes Lüften vor, aber auch die Möblierung
von Aussenwandecken oder das Verdecken dieser Ecke mit schweren Vorhängen, was
vor allem in Altbauten risikoreich sein kann. Bild 14 zeigt ein für den
Schadentyp 5 typisches Erscheinungsbild.
Schadentyp Nr. 6
Die
Fensterleibung
Das
Fenster ist ein Loch in der Aussenwand. Weil das Fenster dünner ist als die
Wand, ist an den Rändern, also bei der Fensterleibung, die Distanz zwischen
innen und aussen, d.h. zwischen warm und kalt, reduziert. Die Wärme hat hier
einen kürzeren Weg, um nach aussen zu fliessen, sie trifft auf einen geringeren
Widerstand. Deshalb ist die Fensterleibung kühler als die übrige Wandfläche.
Wenn
unter dem Fenster ein Heizkörper eingebaut
ist, dann wird die Fensterleibung aufgewärmt. Die Abkühlung wird dann zu
Lasten des Energieverbrauchs verhindert. Wenn dieser Heizkörper fehlt, wie dies
in Bild 12 der Fall ist, dann findet die Auskühlung statt und kann mit der
Infrarotkamera dokumentiert werden. Als Faustregel kann angenommen werden, dass
dann die Fensterleibung ähnlich kühl ist wie die Aussenwandecke.
In Bild 12 waren dies jeweils 14.0°C.
Schimmelpilze
in Fensterleibungen sind, wie Schimmelpilze in Gebäudeecken, in der Regel ein
Hinweis auf mangelhaftes Bewohnerverhalten. Einen Sonderfall bilden „missglückte“
Sanierungen mit sogenannten Innenisolationen. Schimmelpilze treten besonders häufig
in den Fensterleibungen von Bad- und Küchenfenstern auf, weil in diesen Räumen
einerseits die Feuchtigkeit eher hoch ist, und zum andern oft ein Heizkörper
unter dem Fenster fehlt, vgl. Bild 15.
Gasser
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